16.03.2021

Natalia Chtanova im Gespräch mit unserem Vorstandsmitglied Dominik Prétôt

 

Der NPRG Vorstand stellt ein weiteres potenzielles Vorstandsmitglied vor.

Aufgrund der Rücktritte der langjährigen Mitglieder Martina Hilker und Melchior Buchs schlägt die NPRG an ihrer kommenden Jahresversammlung zwei neue Gesischter für der Vorstand vor. Zur Wahl in den Vostand stellt sich unter anderem Natalia Chtanova, seit 2018 Inhaberin der Kommunikationsagentur chtanova communications. Ihr hat unser Vorstandsmitglied Dominik Prétôt etwas auf den Zahn gefühlt.

Hallo Nata… - äh, Natalia oder Natascha?
Beides ist richtig! Das ist die russische Namenstradition. Ich komme ursprünglich aus St. Petersburg in Russland und bin mit 10 Jahren nach Basel gekommen. Fast alle russischen Vornamen, egal ob männlich oder weiblich, besitzen neben ihrer Langform eine oder sogar mehrere kurze, inoffizielle Varianten. Bei mir ist «Natalia» der offizielle Passname, und «Natascha» der so genannte Kurzname, den ich benutze, wenn ich mit den Menschen per Du bin.

Wir haben beide eine kleine Stolperfalle in unserem Nachnamen – Du am Anfang und ich am Schluss…
«Chtanova» wird «Schtanova» ausgesprochen, mit Betonung auf dem ersten «a». Die spezielle Schreibweise stammt ursprünglich aus meinem russischen Pass, in dem die lateinische Variante auf Französisch stand. Die Schweizer haben das so übernommen. Somit haben wir beide französische Nachnamen :)

Jetzt ist der Name klar! Aber welcher Mensch steckt dahinter? Stelle Dich doch kurz vor!
Meine Familie kam damals nach Basel, weil meine Mutter hier eine Stelle bei der Ciba Geigy als Russisch-Englisch-Dolmetscherin antrat. Ich besuchte das Gymnasium Kirschgarten, danach studierte ich an der Universität Basel Germanistik, Russistik und Medienwissenschaften. Meine berufliche Geschichte begann 2001 als freie Journalistin für die «Basellandschaftliche Zeitung» und die «Basler Zeitung». Es folgten mehrere Jahre bei den Basler PR-Agenturen comjet und Häusel Kommunikation, beim Basler Standortmarketing, bei der Handelskammer beider Basel und beim Beratungsunternehmen ecos. 2018 wagte ich den Schritt in die Selbstständigkeit. Ich wohne im Breite-Quartier, bin verheiratet und habe zwei Kinder, 6 und 11 Jahre alt.

Wieso möchtest Du in den Vorstand der NPRG?
Ich bin seit vielen Jahren NPRG-Mitglied und schätze sehr den Austausch, den die Gesellschaft PR-Leuten in Basel ermöglicht. Nun möchte ich mich mehr inhaltlich einbringen und einen Beitrag bei der Organisation und Entwicklung des attraktiven Angebots der Gesellschaft leisten.

Ich wohne am Burgfelderplatz. Gleich nebenan an der Colmarerstrasse hast Du bei comjet Deine Kommunikationssporen abverdient…
Das war die beste Schule! Da habe ich zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn die kreative und praktische Seite der Kommunikation von Grund auf erlernt.

…und nun hast Du Dein eigenes Büro an der Freien Strasse. Da ist ja mal ein Statement!
Die Lage ist super, das stimmt. Ich kam dorthin über Umwege. Als ich mich vor drei Jahren selbstständig machte, stellte ich schnell fest, dass ich nicht so gut zu Hause arbeiten konnte, da mir die Arbeitsatmosphäre fehlte. Also mietete ich einen Arbeitsplatz im Co-Working im Unternehmen Mitte. Dort war es mir jedoch mit Radio Energy als Nachbarn dann doch etwas zu laut. Es verschlug mich ins Gellert, in die Nähe meines Wohnorts. Doch dort schlief ich fast ein, so ruhig war es, und ich suchte nach einem Büro, das etwas zentraler liegt. Zufällig stolperte ich über mein heutiges Büro, das zwar klein ist, aber mitten im Getümmel liegt. Ich zügelte dorthin mitten im ersten Lockdown vor einem Jahr, das fühlte sich fast schon verboten an.

Vom Staat in die Selbständigkeit, das ist mutig…
Das wäre tatsächlich ein krasser Wechsel gewesen, aber nach meinem Job beim Präsidialdepartement machte ich mich nicht sofort selbstständig, sondern arbeitete zuerst noch kurz bei der Handelskammer und bei ecos. Dadurch habe ich einen besseren Einblick in die unternehmerische Tätigkeit bekommen. Und gemerkt, dass mein Wunsch nach der Selbstständigkeit genug gereift war und ich Nägel mit Köpfen machen sollte. Das erste halbe Jahr der Selbstständigkeit war ich noch parallel in Teilzeit angestellt und bin meinem damaligen Vorgesetzten sehr dankbar, dass er mir diese Sicherheit am Anfang ermöglichte.

Wie muss ich mir Deine Agentur vorstellen?
Ich habe eine Einzelfirma und beschäftige eine Teilzeitmitarbeiterin, die mich administrativ unterstützt. Ich bin als Texterin und PR-Redaktorin tätig, mache Medienarbeit, führe die Geschäftsstelle eines Verbands und verfasse Konzepte. Ein Netzwerk von FreelancerInnen, GrafikerInnen, WebdesignerInnen und Social-Media-ExptertInnen unterstützt mich nach Bedarf. So stelle ich Projektteams zusammen, die genau auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zugeschnitten sind.

Und wie läuft es?
Den Schritt in die Selbstständigkeit habe ich nie bereut! Ich bin ziemlich gut ausgelastet und aktuell auch sehr dankbar, dass ich bereits vor Corona Fuss fassen konnte und meine Auftragslage relativ stabil ist. Was mich besonders freut ist, dass ich immer wieder von zufriedenen Kunden weiterempfohlen werde – das ist für mich die grösste Bestätigung.

Was empfiehlst Du anderen, die sich selbständig machen möchten?
Das ist sicherlich von Branche zu Branche unterschiedlich, ich kann da keine Pauschalempfehlungen geben. Für mich war es wichtig, diesen Schritt überhaupt zu wagen und meinen Traum zu verwirklichen. Dabei hat sich mein Netzwerk als sehr wichtig herausgestellt. Die Selbstständigkeit bringt viele Vorteile und Freiheiten mit sich, hat aber auch ihre Schattenseiten, wie die mangelnde Sicherheit – damit muss man leben können.

Als Jungunternehmerin musstest Du zuerst auf Kundenakquise gehen. Wie bist Du dabei vorgegangen?
Ich habe Visitenkarten gedruckt, meine Website aufgeschaltet, bin an alle möglichen Anlässe gegangen und habe allen erzählt, dass ich jetzt selbstständig bin. Die Reaktionen waren positiv, und so kam ich zu meinen ersten Aufträgen. Meine ersten Kunden waren Unternehmen, die Engpässe in ihren Kommunikationsabteilungen hatten und mich unkompliziert und flexibel einsetzen konnten. Gleich zu Beginn konnte ich auch zwei Abstimmungskampagnen umsetzen – das war ein toller, intensiver Startschuss.

Kann überhaupt so viel kommuniziert werden, wie es Kommunikationsagenturen gibt?
Ich bin überzeugt, dass es kleine und grosse Kommunikationsagenturen braucht. Viele Unternehmen und auch die Verwaltung sind auf uns als externe Partner angewiesen. Wann der Markt mit Kommunikationsagenturen gesättigt sein wird, kann ich nicht sagen. Aber er reguliert sich wahrscheinlich von selbst.

Wie geht es für Dich weiter?
Ich blicke jetzt auf drei erfolgreiche Jahre zurück und hoffe, dass es so weitergeht und ich weiterhin spannende Projekte begleiten kann. Zu fixe Vorstellungen von der Zukunft habe ich nicht. Stillstand entspricht auf jeden Fall nicht meinem Naturell.

www.chtanova.ch